Mineralölwirtschaft und Autohersteller torpedieren Energiewende im Verkehrssektor

Der Treibhausgasausstoß von Bioethanol auf Pflanzenbasis liegt im Vergleich zum Benzin um 50 bis 80 Prozent niedriger

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) kritisiert die Mineralölwirtschaft für ihre gestrige Entscheidung, die Einführung des neuen Standardbenzins E10 zu stoppen, scharf. „Damit torpedieren die Vertreter der Ölindustrie die Energiewende im Verkehrssektor“, kritisiert BEE-Präsident Dietmar Schütz. Nachhaltig produzierte Biokraftstoffe seien derzeit die einzige Alternative zu fossilen Kraftstoffen, die in größerem Maßstab zur Verfügung stehe. Mit einem Anteil von bis zu zehn Prozent Bioethanol ersetze E10 klima- und umweltschädliches Erdöl.

Schütz: „Erdöl wird nicht nur immer knapper, die Förderung wird auch immer aufwendiger und umweltschädlicher, beispielsweise durch Tiefseebohrungen oder die Ausbeutung von Ölsanden. Zudem kommt das Öl häufig aus Ländern, deren Regime es mit Demokratie und Menschenrechten nicht allzu genau nehmen. Das alles sind veritable Gründe, endlich den Verbrauch von Erdöl zu reduzieren und auf Erneuerbare Energien umzusteigen.“

Der Treibhausgasausstoß von Bioethanol auf Pflanzenbasis liegt im Vergleich zum Benzin um 50 bis 80 Prozent niedriger – vom Anbau der Rohstoffe bis zur Verbrennung im Motor. Damit erfüllt Bioethanol problemlos die neuen gesetzlichen Vorgaben zur Nachhaltigkeit, wonach Biokraftstoffe mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase emittieren müssen als fossile Treibstoffe. „Diese Nachhaltigkeitsstandards erfüllt derzeit ausschließlich die Biokraftstoffproduktion. Für die Lebensmittelherstellung hingegen gibt es keine entsprechenden Vorgaben, von der Erdölförderung ganz zu schweigen“, bemerkt Schütz.

Die desaströse Informationspolitik von Mineralölwirtschaft und Autoindustrie habe dazu geführt, dass sonst so preissensible Autofahrer aus Angst vor Schäden am Fahrzeug deutlich teureres Superbenzin tanken und das sinnvolle E10 zum Ladenhüter geworden sei. Schütz: „Mineralölunternehmen und Autohersteller haben ihre Informationspflicht schwer missachtet. Sonst wäre klar gewesen, dass über 90 Prozent der Autos E10 vertragen. Nun kündigt die Mineralölwirtschaft auch noch unverhohlen an, eventuelle Strafzahlungen bei Unterschreiten der gesetzlichen Biokraftstoffquote auf den Spritpreis aufzuschlagen. Damit zahlt die Zeche für das Versagen von Öl- und Autoindustrie wieder einmal der Verbraucher.“

Biokraftstoffe allein reichen nach Ansicht der Erneuerbaren-Branche für eine dauerhaft umweltverträgliche Mobilität zwar nicht aus. Sie seien aber ein entscheidender Baustein. Dazu müssten Maßnahmen für mehr Energieeffizienz im Verkehr kommen wie leichtere Fahrzeuge, kleine Motoren, eine kraftstoffsparende Fahrweise, Tempolimits, eine sinnvolle Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrsmittel und der Einstieg in die Elektromobilität. „Nur mit einem umfassenden Ansatz werden wir den Ölverbrauch im Verkehr schnell genug senken und die EU-Vorgaben zur Treibhausgaseinsparung bis zum Jahr 2020 erreichen“, sagt Schütz.

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